Das Mikrobiom erklärt: Wie Billionen von Mikroorganismen unsere Gesundheit steuern
- Dr. Clara Lehmann
- 24. Apr. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Dez. 2024
Das menschliche Mikrobiom ist ein faszinierendes und komplexes Ökosystem, das aus Billionen von Mikroorganismen besteht. Diese winzigen Lebewesen – darunter Bakterien, Viren, Pilze und andere Mikroben – leben in und auf unserem Körper, wobei der Darm der Hauptsitz dieses Mikrobiellen Universums ist. Aber wie genau beeinflussen diese Mikroorganismen unsere Gesundheit?

Obwohl das Mikrobiom oft mit dem Darm in Verbindung gebracht wird, gibt es Mikroorganismen in vielen Bereichen des Körpers, etwa auf der Haut, in der Mundhöhle und im Genitalbereich. Jeder dieser Standorte hat eine eigene Zusammensetzung und Funktion. Im Darm jedoch spielt das Mikrobiom eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.
Das Darmmikrobiom ist nicht nur für die Verdauung verantwortlich, sondern kommuniziert auch mit anderen Systemen des Körpers, wie dem Immunsystem und sogar dem Gehirn. Die etwa 1.000 verschiedenen Bakterienarten im Darm wie Lactobacillus und Bifidobacterium arbeiten zusammen, um ein harmonisches Gleichgewicht zu schaffen – ein sogenannter Eubiose-Zustand.
Die Aufgaben des Mikrobioms
1. Unterstützung der Verdauung
Das Mikrobiom hilft, Nahrungsbestandteile zu zersetzen, die unser Verdauungstrakt alleine nicht verarbeiten kann, insbesondere Ballaststoffe. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat, die entzündungshemmend wirken und die Darmschleimhaut stärken.
2. Regulierung des Immunsystems
Etwa 70 % unseres Immunsystems befinden sich im Darm. Das Mikrobiom hilft dabei, schädliche Krankheitserreger abzuwehren, während es gleichzeitig toleriert, was für den Körper harmlos ist. Ein ausgeglichenes Mikrobiom ist daher essenziell für eine starke Immunabwehr.
3. Schutz der Darmschleimhaut
Die Mikroorganismen bilden eine Schutzbarriere, die verhindert, dass schädliche Stoffe in den Blutkreislauf gelangen. Ein gestörtes Mikrobiom kann jedoch zu einem „Leaky Gut“ führen, einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, die Entzündungen im Körper fördern kann.
4. Kommunikation mit dem Gehirn
Die sogenannte Darm-Hirn-Achse beschreibt die bidirektionale Kommunikation zwischen dem Darmmikrobiom und dem Gehirn. Mikroorganismen können durch die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin die Stimmung, das Verhalten und sogar kognitive Fähigkeiten beeinflussen.
Was passiert, wenn das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht gerät?
Ein gestörtes Mikrobiom, bekannt als Dysbiose, kann durch schlechte Ernährung, Stress, Antibiotika oder Umweltfaktoren ausgelöst werden. Dies kann zu einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen führen, darunter:
Verdauungsprobleme wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung.
Chronische Entzündungen, die das Risiko für Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können.
Psychische Probleme wie Depressionen und Angststörungen, die mit einem unausgeglichenen Mikrobiom in Verbindung gebracht werden.
Wie können wir unser Mikrobiom pflegen?
Ballaststoffreiche Ernährung: Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte liefern die Präbiotika, die „guten“ Bakterien als Nahrung dienen.
Probiotika konsumieren: Probiotische Lebensmittel wie Joghurt, Kefir oder Sauerkraut können die Vielfalt des Mikrobioms erhöhen.
Stress reduzieren: Chronischer Stress kann das Mikrobiom negativ beeinflussen, daher sind Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation hilfreich.
Antibiotika mit Bedacht einsetzen: Antibiotika können sowohl schädliche als auch nützliche Bakterien abtöten, was das Gleichgewicht stört.
Das Mikrobiom ist weit mehr als ein stiller Mitbewohner in unserem Körper. Es spielt eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit und beeinflusst nahezu jedes Körpersystem. Indem wir unsere Ernährung und unseren Lebensstil anpassen, können wir unser Mikrobiom stärken und so nicht nur unsere Verdauung, sondern auch unser gesamtes Wohlbefinden verbessern. Die Wissenschaft entdeckt immer mehr über diese winzigen Helfer – und die Erkenntnisse könnten die Medizin revolutionieren!